Auftaktausstellung Kunst Stuttgart International e.V. "Meet & Greet" Böblingen

Auszug aus der Laudatio der Kunsthistorikerin Alix Sharma-Weigold bei der Vernissage der Auftaktausstellung Kunst Stuttgart International "Meet & Greet" Böblingen am 8.4.2016 in der Galerie ART Atelier 21, Böblingen am 8.4.2016

 

Natalia Simonenko

Impressionistisch gibt die in St. Petersburg geborene Künstlerin Natalia Simonenko farbenfrohe Eindrücke ihrer Welt wieder. Fotografische Präzision als Stil der Wiedergabe interessiert sie nicht. Ihr geht es um den emotionalen Ausdruck der Farbe und der Wiedergabe der Atmosphäre. Die klassisch an der Akademie Ilja Repin ausgebildete Künstlerin malt genre übergreifend Landschaften, Stilleben, Portraits und Blumen. In dieser Ausstellung ist Simonenkos Schaffen mit einem Portrait und einer Landschaft vertreten. 

Licht ist ein dominierender Bestandteil in Simonenkos Bildern. So wird in dem Gemälde Weisse Nacht ein Mädchenportrait dargestellt,das sich wie aus der Dunkelheit herauszuschälen scheint und von einer Lichtquelle, die sich rechts befindet, erhellt wird. Dadurch erhält der Kopf etwas Geheimnisvolles, Mystisches. Der pastose Farbauftrag vereinigt sich mit dem Chiaroscuro und so lädt der nachdenkliche Mädchenkopf zum Entschlüsseln ein. Ein kurzes Gespräch mit der Künstlerin half hier. Als Modell wählte Simonenko die 18jährige Greta, eine ihrer Malschülerinnen, die sie als Symbol der Jugend darstellt. Hierbei betont die Künstlerin den schmalen Grat zwischen kindlicher Unschuld und herannahendem Frausein. Der Titel „Weisse Nacht“ mag verwirren, doch es spielt auf ein Naturphänomen aus Simonenkos Heimatstadt an. Ende Mai bis Mitte Juli geht die Sonne in St. Petersburg nicht ganz unter, so dass es auch nachts hell bleibt. Zauberhaft leuchtet der Himmel über der russischen Metropole in rotgold in magischem Licht. Während dieser Zeit wird viel gefeiert und wenig geschlafen, auch endet die Schule und damit befinden sich auch die jugendlichen Schulabgänger in einer Übergangszeit zwischen Jugend und Erwachsenenleben, so wie Greta, die von Simonenko portraitierte Schönheit.

 

In „Glacier“, einem Landschaftsbild, arbeitet die russische Künstlerin abstrahierend und zeigt den Ausschnitt eines Gletschers mit schemenhaften Bergen und Schnee. Dieie hochformatige Leinwand unterstreicht dabei die innewohnende Kraft der Natur, der steilen hohen Berge. Der Betrachter spürt, dass Simonenko das Darstellen der Schönheit, die Einzigartigkeit der Natur am Herzen liegt. Somit verzaubert uns Natalia Simonenko mit Ihrer Interpretation des Gesehenen und Erfahrenen.

 

 

 

Alix Sharma-Weigold, Böblingen, 8.4.2016