Altes Dampfbad, Baden-Baden, Badisches Tagblatt, 13.03.2017

 

Sinnliche Farbenpracht und Schönheit der Schöpfung

 

Natalia Simonenko und Geert Bordich zeigen Werke in Ausstellung "Zweiklang" des Kunstvereins Baden-Baden im Alten Dampfbad

Von Conny Hecker-Stock

Baden-Baden - Auf reges Besucherinteresse stieß die Ausstellung "Zweiklang" des Kunstvereins Baden-Baden im Alten Dampfbad bereits bei der Vernissage. Natalia Simonenko und Geert Bordich lernten sich vor fünf Jahren über den Kunstverein kennen und als Kollegen schätzen, seither haben sie ihre Werke bereits in mehreren erfolgreichen Gemeinschaftsausstellungen in ganz Deutschland gezeigt.

Simonenko schwelgt in einer sinnlichen Farbenpracht und malerischer Opulenz, die ihresgleichen sucht, aber dennoch sehr zart und feinfühlig etwa Gesichtszüge oder stimmungsvolle Lichtverhältnisse widerspiegelt. Sie studierte Grafik und Malerei an der renommierten Kunstakademie St. Petersburg und ist stark geprägt von der alten russischen Maltradition mit ihrem warmen Farbenrausch, klassischem Bildaufbau und handwerklicher Souveränität.

Diese realistische Genremalerei kombiniert sie mit ihrem impressionistischen Pinselduktus und gestaltet so atmosphärisch faszinierende Landschaften, Porträts oder etwa ihre Zirkusserie, bei der sie hinter die Masken blickt und Gesichter in ihrer Verletzlichkeit erkennen lässt. Viele ihrer Werke sind geprägt von zahlreichen Reisen, etwa Ansichten von Venedig oder Cinque Terre, findet sie doch nach eigenen Worten in Italien das Licht des Regenbogens gespiegelt.

In einer für ihre Ölmalerei typischen Stilistik nutzt sie eine breite Wischtechnik, wodurch der Bildhintergrund etwas verschwommen und somit von der Perspektive her offen bleibt, was wiederum den Vordergrund pointiert.

Die temperamentvolle Russin, die in ganz Europa und den USA ausstellt, experimentiert gerne und legt spürbar ihre Seele in ihre ausdrucksstarken Bilder.

Demgegenüber will der gebürtige Hamburger Geert Bordich die Schönheit der Schöpfung zeigen, "solange sie noch intakt ist". Er weist aber auch auf die fortschreitende Zerstörung der Natur oder gesellschaftliche Missstände hin. Etwa in "Fishermans Proud", das den Seemann mit zwei gekreuzten Doraden auf dem Kopf zeigt und auf die Misere der kleinen Fischer hinweisen soll, die von Großtrawlern mit ihren gigantischen Schleppnetzen in den Ruin getrieben werden. Ein Bild vom Times Square zeigt den Weg vom Dunkel eines Obdachlosen und einer Prostituierten ins das Licht der Reichen und Schönen, das diesen verwehrt bleibt. Sehr eindrucksvoll ist das Porträt der alten, faltigen Hand der französischen Bildhauerin Louise Bourgeoise, die sie in fotorealistischer Klarheit vor ihr bewusst in Unschärfe gehaltenes Gesicht hält, wodurch der Fokus ganz auf ihrer manuellen Schaffenskraft liegt.

Wohl auch ein wenig Bordichs nordischer Herkunft ist seine Wasserserie geschuldet, sieht er sich doch der gegenständlichen Malerei Hamburger Realisten verhaftet. Viele Reisen haben ihn inspiriert, so hat er etwa die Bucht El Golfo auf Lanzarote, ein verlassenes, von der Natur langsam zurück erobertes Gewächshaus auf Fuerteventura oder mallorquinische Strand- und Hafenszenen festgehalten.

Seine farbenprächtigen und sehr lebendigen Öl- und Acrylbilder sind in öffentlichen und privaten Einrichtungen im In- und Ausland vertreten, seine Ausbildung erhielt Bordich an einer privaten Hamburger Kunstschule mit Abschluss als Meisterschüler.

Bis 19. März läuft die mit russischen Liedern von Savva Simonenko eröffnete Ausstellung.

Conny Hecker-Stock, Badisches Tagblatt 13.3.2017